Vorbelastungen der Republik
→ finanzielle und gesellschaftliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg
→ Versailler Vertrag und seine Rezeption in der Gesellschaft
→ antidemokratische Tradition in Teilen der deutschen Bevölkerung
→ Militarismus, Monarchie-Treue und Autoritätstreue im Beamtentum
→ politische Linke war der Überzeugung, die Revolution sei nicht weit
genug gegangen und forderten eine Räterepublik nach Sowjetvorbild
→ ein Teil der politischen Rechten wollte einen autoritären Führerstaat,
ein anderer die Wiederherstellung der Monarchie
Krisen der Republik vor 1929
→ „Geburtskrise“ Republik: Entscheidung zwischen parlamentarischem System
(Scheidemann) und Räterepublik (Liebknecht)
→ politische Morde (500 bis 1933: Kurt Eisner 1919; Mattthias Erzberger 1921;
Karl Gareis 1921;Walther Rathenau 1924; Franz Josef Heinz 1924; u.v.m.)
→ gegen die Auflösung der Freikorps gerichteter Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920
wurde durch Ablehnung durch Reichswehr und Länderregierungen sowie einen
Generalstreik abgewendet
→ Hitler-Putsch 1923, gescheitert an der entschlossenen Reaktion der bayrischen
Landespolizei
→ Umsturzversuche der KPD von 1920 bis 1923, mit z.T. 50.000 Mann starken
Truppen im Rheinland („Rote Armee“) → abgewendet durch „Reichsexekution“
→ Ruhrbesetzung und „Ruhrkampf“ 1922/23
→ Inflation bis 1923; wirtschaftliche Probleme durch Reparationen und Weltkriegsfolgen
Errungenschaften der jungen Republik
– Umsetzung des Frauenwahlrechts ab 1919 (als fünftes europ. Land)
– Schutz der Menschenrechte durch die Verfassung
– sozialpolitische Reformen → Arbeitslosenversicherung, Mutterschutz,
Schulreformen, Tarifautonomie für Gewerkschaften etc.
– Technischer Fortschritt (v.a. Erfindung der Autobahn, elektronische
Geräte, Plattenspieler, etc.)
– Kulturelle Vielfalt und Freiheit → Kubismus, Dadaismus, Futurismus,
Expressionismus, Fußball-Kultur … „freizeitorientierte Massenkultur“
– Modernisierungen der Gesellschaft, z.B. Bauhaus-Stil
– politischer, religiöser und gesellschaftlicher Pluralismus (u.a. Aufblühen
der jüdischen Kultur)
Außenpolitische Anerkennung
Zentrale Ziele der Weimarer Außenpolitik:
→ Revision des Versailler Vertrags
→ gleichberechtigte Rolle im Kreis der europäischen Mächte
Mittel dazu:
→ Bündnisse mit anderen Staaten
→ Demonstration von Friedenswillen
→ Stärkung der eigenen Wirtschaft und des Handels
Vertrag von Rapallo 1922
→ Vertrag mit Sowjetunion (dipl. Beziehungen, Handel, Frieden)
Verträge von Locarno 1925
→ Anerkennung des Status Quo der Westgrenze
→ Anerkennung der Entmilitarisierung des Rheinlands
→ Eintritt Deutschlands in den Völkerbund 1926
→ allgemeine politische Entspannung in Europa als Folge
Briand-Kellogg-Pakt 1928
→ unterzeichnet von 15 Staaten, darunter auch Deutschland
→ Erklärung des „offenen Verzichts auf den Krieg als Werkzeug nationaler Politik“
Vorzeitige Räumung des Rheinlands durch die Truppen Frankreichs 1930
Konferenzen von Lausanne und Genf 1932
→ praktische Streichung der Reparationen
→ Deutschland militärisch gleichberechtigter Staat, Aufhebung der militärischen
Beschränkungen
Weltwirtschaftskrise
→ Oktober 1929 leitete der New Yorker Börsenkrach die
Weltwirtschaftskrise ein
→ Abnahme der Investitionsneigung, Arbeitslosigkeit,
Kostensteigerungen, sinkende Agrarpreise, Insolvenz von Höfen und
Geschäften
→ Dramatischer Produktionsrückgang, Volkseinkommen sank innerhalb
von drei Jahren auf weniger als die Hälfte
→ Massenarbeitslosigkeit bis zu sechs Millionen, soziale Not
→ junges Sozialsystem vollkommen überfordert, Arbeitslosengeld wurde
nur ein halbes Jahr ausgezahlt
Ursachen der Krise in Deutschland:
– Nachfrage von Produkten ging zurück, da der Markt gesättigt war
– Überproduktion
– Automarkt und weitere Märkte brachen zusammen
– Massiver Verkauf von Aktien, Aktienkurse brachen ein
– Konkurs von Banken, da Anleger alle gleichzeitig ihr Geld abheben wollten
Folgen der Krise in Deutschland
– Aktienkurse brachen zusammen, Firmen gingen pleite
– Banken wurden zahlungsunfähig
– Arbeitslosigkeit stieg, Hunger und z.T. Obdachlosigkeit
– Regierung kann die Sozialleistungen für Arbeitslose und Kranke nicht mehr bezahlen
– Protest gegen die Regierung
Staatskrise
→ Weltwirtschaftskrise löste tiefgreifende Staatskrise aus
→ Erstarken antiparlamentarischer Kräfte von links und rechts mit
gewalttägigen Auseinandersetzungen
→ Reichstag als Schauplatz antidemokratischer Propaganda
→ bürgerkriegsähnliche Straßen- und Saalschlachten
→ Bildung von Kampfverbänden aller politischen Richtungen
https://histoproblog.org/2012/11/05/kampftruppen-in-der-zeit-der-weimarer-republik/
→ März 1930 Scheitern der „Großen Koalition“ aus SPD, Zentrum, DDP,
DVP und BVP an der Frage der Arbeitslosenversicherung
→ Rücktritt des SPD-Reichskanzlers Hermann Müller, Zentrums-
Politiker Brüning Nachfolger
Präsidialkabinette und Notverordnungsrecht
→ Brüning begann mit der Praxis ohne Parlament zu regieren
https://histoproblog.org/2012/11/18/prasidalregierung-prasidialkabinett/
→ ermöglicht durch §48 Notverordnungsgesetz: Reichspräsident kann im
Krisenfall Gesetze auch ohne die Zustimmung des Parlaments
Erlassen (sog. Notverordnungen)
→ Brüning regierte so mit seinem Kabinett gegen das demokratisch
gewählte Parlament; Ziel: Möglichkeit klarer polit. Entscheidungen
→ Juni 1932 Auswechslung Brünings gegen von Papen
→ Dezember 1932 Übernahme des Kanzleramts durch von Schleicher
→ nach Einwirken von Papens und anderer industrieller und politischer
Kreise Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933
Hitlerbewegung
→ Krisenbewusstsein der Nachkriegszeit ließ überall autoritäre und totalitäre
Massenbewegungen entstehen
→ Mussolini-Faschismus in Italien, „Heimwehr“ in Österreich, Franco-Bewegung in
Spanien usw.
→ Nationalsozialismus in Deutschland als Krisenphänomen
→ Versuch alle Unzufriedenen in Massenpartei zu versammeln
→ Antisemitismus: Schaffung eines jüdischen Sündenbocks, der das
nationale Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt
→ populäre Versprechungen; Kernthemen: Stärke, Disziplin, Macht,
Nationalismus, Rassenideologie, Dolchstoßlegende, Antimarxismus
→ ab 1929 erreicht die Parteipropaganda durch die Weltwirtschaftskrise
erstmals breite Bevölkerungsschichten, vorher eher unbedeutend
Belastungsfaktoren
Die Krisen der 1930er-Jahre mündeten nicht zwangsläufig in die nationalsozialistische Diktatur.
Leitfrage: Welche Ursachen waren hauptverantwortlich für das Scheitern
der Weimarer Republik?
=> Alle Gebiete des gesellschaftlichen Lebens, Innenpolitik, Außenpolitik,
Soziales, Wirtschaft und Kultur müssen untersucht werden.
=> Beantwortung der Leitfrage je nach Gewichtung der einzelnen
Bereiche
Belastungsfaktoren der ersten deutschen Demokratie:
→ Außenpolitische Faktoren:
– Versailler Vertrag und seine Bestimmungen führten zu politischen, wirtschaftlichen und
psychologischen Belastungen der jungen Republik
– Dolchstoßlegende destabilisierender Faktor für die Demokratie
→ Wirtschaftliche Faktoren:
– Weltwirtschaftskrise führte zur Verarmung und Unzufriedenheit der deutschen
Bevölkerung
→ Verfassungsrechtliche Faktoren:
– „Konstruktionsfehler“, wie die viel zu starke Stellung des Reichspräsidenten, Fehlen einer
Fünfprozenthürde und Artikel 48 Notverordnungsgesetz, schwächten die Weimarer
Republik und machte sie angreifbar
→ Rolle führender Politiker:
– antiparlamentarische Bestrebungen Hindenburgs und seiner Umgebung „Kamarilla“
– machtpolitisches Handeln zentraler Personen wie Brüning, von Papen, von Schleicher in
der Krisenzeit
→ Alte Machteliten:
– Militär, Beamtentum, Großbauern mit konservativer Haltung
– Loyalität zur Monarchie und Diskreditierung der Demokratie in den Eliten
– militärische Tradition der Disziplin, der klaren Befehlsstrukturen und der Führerschaft
→ Links- und Rechtsextremismus:
– radikale Gegnerschaft der antidemokratischen Parteien NSDAP, KPD und DNVP und
Gruppierungen
– Bildung von Kampfverbänden ab 1929
– offene Gewalt mit Straßen- und Saalschlachten
– antidemokratische Propaganda auf Wahlplakaten, in Reden und im Reichstag
→ Republiktragende Parteien:
– keine stabilen parlamentarischen Mehrheiten durch Partikularismus in den demokratischen Parteien
– Streit um Kleinigkeiten führte im Parlament zu fatalen Zerwürfnissen (1930 Ende der
Weimarer Koalition wegen eines halben Prozentpunktes des
Arbeitslosenversicherungsbeitrags)
→ Arbeiterbewegung:
– organisatorische Spaltung: Gegnerschaft zwischen SPD und KPD
– Uneinigkeit über gemeinsames Vorgehen an der Frage ob Reformen oder Revolution das richtige Mittel sei
Literaturverzeichnis:
– Hürten, Heinz (Hg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 9: Weimarer
Republik und Drittes Reich 1918-1945, Stuttgart, Leipzig 1995.
– Kolb, Eberhard: Die Weimarer Republik, 6. überarb. u. erw. Aufl., München 2002, S. 250f.
– Kraus, Hans-Christof: Versailles und die Folgen. Außenpolitik zwischen Revisionismus
und Verständigung 1919-1933, Berlin 2013.
– Kursbuch Geschichte 1. Oberstufe Baden-Württemberg, Berlin 2009, S. 224-265.
– Longerich, Peter (Hg.): Die Erste Republik. Dokumente zur Geschichte des Weimarer
Staates, München 1992.
– Schulze, Hagen: Weimar. Deutschland 1917-1933, 2. Aufl., Berlin 1982, S. 425ff.
– Winkler, Heinrich August: Weimar. Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte 1918-1933,
3. Auflage, München 1999.
– Wirsching, Andreas: Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, München 2001, S. 51ff.
Internetquellen:
– Bundeszentrale für politische Bildung: http://www.bpb.de/izpb/55973/zerstoerung-der-
demokratie-1930-1933?p=all, letzter Zugriff 05.06.2015.
– Deutsche Geschichten: http://www.deutschegeschichten.de/zeitraum/themaplus.asp?
KategorieID=1002&InhaltID=1557&Seite=6, letzter Zugriff 05.06.2015.
– Deutsches Historisches Museum Berlin: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-
republik/, letzter Zugriff 05.06.2015.
– Deutsche Revolution: http://www.deutsche-revolution.de/politische-morde-10.html, letzter
Zugriff 05.06.2015.
– Historisches Lexikon Bayerns: http://www.historisches-lexikon-
bayerns.de/artikel/artikel_44327#7, letzter Zugriff 05.06.2015.
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